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In seinem Vortrag auf den 16. Petersberger Gesprächen widmet sich Joscha Bach der Frage nach dem menschlichen Bewusstsein, die er eng mit der Frage nach semantischer Wahrheit sowie mathematischer, psychologischer und physischer Wirklichkeit verknüpft. Er nähert sich dieser Antwort aus dem philosophischen sowie kognitionswissenschaftlichen Diskurs heraus. Anschließend schlägt er den Bogen zur Frage nach dem Bewusstseinsvermögen von Künstlicher Intelligenz. Er geht dabei auch auf die Simulationsfähigkeit von Sprachmodellen gegenüber der menschlichen Simulationsfähigkeit ein.
Am Ende widmet sich Bach der menschlichen Angst vor Künstlicher Intelligenz und fragt, ob diese eine Bedrohung für menschliche Intelligenz sein könnte. Dabei motiviert er zukunftsgewandt, ob wir nicht 'Bewusstsein, Geist und Leben auf die neuen Substrate' ausbreiten können, anstelle in Angst vor digitalen Neuerungen zu sein.
Der Vortrag wird moderiert von Prof. Dr. Dr.-Ing. h. c. Heinz-Otto Peitgen.
Vortragsabstract:
Künstliche Intelligenz wird gegenwärtig zumeist als Maschinelles Lernen verstanden. Im Schatten von ökonomisch und sozial einflussreichen Aspekten von praktisch realisierter, ingenieurswissenschaftlicher KI-Forschung stellt die Idee der Künstliche Intelligenz aber auch den zeitgenössischen Ausdruck eines radikalen und bedeutsamen philosophischen Projekts dar: Wie sind Geist, Bewusstsein und Intentionalität in der Natur realisiert? Wie lassen sie sich mathematisch fassen und als kausale Strukturen charakterisieren? Nahezu unreflektiert vom traditionellen philosophischen Diskurs hat die KI bemerkenswerte praktische Fortschritte auf dem von Aristoteles, Leibniz, Frege, Piaget und Wittgenstein eingeschlagenen Weg gemacht. Es ist nicht unbedingt einfach, diesen Fortschritt angemessen zu charakterisieren und zu bewerten, zumal Psychologie und Neurowissenschaft dazu neigen, die Natur von Geist und Bewusstsein in Ermangelung geeigneter Methoden und Begriffe zu ignorieren. Die kognitionswissenschaftliche Perspektive von „Geist als Maschine“, die der KI zugrunde liegt, wird in unserem Kulturraum vor allem als eine unzulässige Verkürzung unseres lebendigen, kreativen Bewusstseins und unserer spirituellen Erfahrung auf ein mechanistisches, robotisches Menschenbild wahrgenommen. Dr. Joscha Bach möchte einerseits zeigen, dass es sich dabei um ein Missverständnis handelt und wie wir die Konzepte der KI benutzen können, um eine moderne Metaphysik des Geistes zu entwickeln. Andererseits will er der Frage nachgehen, was heutigen KI-Systemen zum autonomen, sich selbst vervollkommnenden Geist fehlt, ob KI Bewusstsein braucht und welche ethischen Konsequenzen sich daraus ergeben.
Über Joscha Bach:
Dr. Dr. h. c. Joscha Bach ist ein Kognitionswissenschaftler, KI-Forscher und Philosoph, der sich damit beschäftigt, den Maschinen das Denken, Fühlen und Erkennen beizubringen, um dabei herauszufinden, was es mit diesen Phänomenen auf sich hat. Seine Untersuchungen führten ihn unter anderem in das Gebiet der kognitiven Architekturen, zur Modellierung von Emotion und Motivation, zu den Grundlagen der KI-Forschung und in die Philosophie des Bewusstseins. Sein Buch „Principles of Synthetic Intelligence“ beschreibt die Interaktion von Wahrnehmung, Repräsentation und Intention in computationalen Modellen und seine kognitive Architektur „MicroPsi“ bildete den Ausgangspunkt für das Berliner Robotik-Startup „MicroPsi Industries“. Joscha Bach hat an der Humboldt-Universität zu Berlin, am Institut für Kognitionswissenschaft in Osnabrück, am MIT Media Lab und am Harvard Program for Evolutionary Dynamics geforscht und gelehrt und bei Intel Labs in Kalifornien eine Arbeitsgruppe für Evaluationsmethoden für künftige KI-Systeme geleitet. Seit 2023 arbeitet Joscha Bach für das KI-Forschungsunternehmen LiquidAI. Daneben baut er eine Forschungsinitiative für künstliches Bewusstsein in San Francisco auf. Joscha Bach lebt mit seiner Familie in Menlo Park, Kalifornien.
Über die Petersberger Gespräche
Vom Vorstandsvorsitzenden und Firmengründer der Comma Soft AG, Stephan Huthmacher, im Jahr 2005 ins Leben gerufen, bietet das Forum Unternehmer:innen und Führungskräften, Forscher:innen und Wissenschaftler:innen eine nahezu jährlich wiederkehrende Plattform für Vorträge, Gespräche und Diskussionen zu den wichtigsten technologiebasierten Transformationsprozessen in Wirtschaft und Gesellschaft.
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Veröffentlicht: 3 months ago
Kategorie Videos / Global Change
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